Zielfisch: Karpfen
Wöhrseefischen am 21. Mai 2017
Der Verfasser würde es nicht glauben, wenn er es nicht selbst erlebt hätte…
4 Uhr aufstehen, diesmal keine Verpflegung am Wöhrsee, mein Misserfolgt beim Königsfischen (untermassiger Hecht mit 57 cm), der Wetterumschwung der Nacht – meine Motivation war an diesem Tag gleich null.
Ich sah das Ganze als Pflichtveranstaltung, denn ich musste ja die Karten an den Mann bzw. die Frau bringen.
Ein großer Tross an Anglern erwartete mich bereits in der Tiefgarage.
Gefühlt halb Österreich war dort vertreten. Erstmals gingen mir die Startkarten aus. Heinrich Niedermeier und ich fanden aber eine Lösung.
Um 6 Uhr ging ich an meinen bekannten Platz. Mit tennisballgroßen Teigkugeln versuchte ich, meinen Zielfisch – einen großen Karpfen – zu fangen.
Nach 15 Minuten kontrollierte ich den Köder – er war weg.
Rotaugen hatten meinen Teig zu ihrem Frühstück erklärt. Das Ganze wiederholte sich alle 15 Minuten.
Rotaugen und Karpfen vertragen sich an einer Stelle nicht.
10 Meter neben meiner Stelle unter einer Weide war immer wieder ein Plätschern zu hören. Ich wurde neugierig und sah mir das ganze genauer an.
Dort waren hunterte von Lauben beim Laichen und mittendrin: ein ca. 140 cm langer Waller. Er saugte direkt am Rand den Laich ein, schwamm unter die Badekabinen und kam wenig später zurück.
Das Ganze wiederholte sich immer wieder. Den Waller mit seinem riesigen Kopf auf diese kurze Distanz (unter 2 Meter) zu beobachten war ein besonderes Erlebnis, was ich nie vergessen werde.
Mein Versuch, ihm meinen Karpfenteig an dieser Stelle anzubieten, blieb erfolglos. Zurück an meinem Angelplatz, fing ich ein halbes Dutzend Köderfische und versuchte mein Glück wieder auf Karpfen – ohne Erfolg.
Um 9 Uhr kam der Aufseher Heini Niedermeier vorbei und ich machte ihn auf das Schauspiel mit dem Waller aufmerksam. Wenn einer von uns beiden Lust auf ein Bad gehabt hätte – den hätten wir vielleicht sogar mit der Hand fangen können…
Nachdem wir aber beide bei den letzten Wöhrseefischen für unsere Karpfen einen Badeausflug machen durften, hatte keiner Lust von uns.
So versuchte ich es mit Köderfisch, direkt eingebunden und unter der Weide serviert. Kurze Zeit später – die Schnur lief, Ergebnis Hecht mit 53 cm. 2. Versuch: die Schnur lief 2 Meter, stand, lief wieder – Anhieb – Barsch mit 30 cm.
Wenn der Waller Fisch gewollt hätte – das Angebot war überreichlich vorhanden. So versuchte ich mein Glück weiter erfolglos auf Karpfen.
Um 10 Uhr entschloss ich mich, die restliche Zeit mein Glück auf Barsche zu versuchen. Hier hatte ich Glück und konnte binnen kürzester Zeit zwei Barsche mit 28 und 37 cm landen.
Zwischenzeitlich hatte der Waller offensichtlich genug vom Lauben-Kaviar und verschwand.
Ich warf zum letzten Mal meinen Köfi aus. Kurze Zeit später lief die Schnur, blieb nach zwei Metern stehen, lief wieder – Anhieb. Der Drill verlief wie bei den anderen, auf 4 m Distanz Kampf aber keine Flucht, nur 20 mal stärker.
THE BIG MAMA ALLER BARSCHE – ich sah mich schon mit dem Vereinsrekord der Barsche!
Der Drill dauerte an, ich konnte den Fisch immer noch nicht sehen – ist das ein großer Hecht? Ich hab kein Stahlvorfach dran…sch…
Doch der Waller? Eher ein kleiner Bruder!
Weit gefehlt – ein Anglerkamerad auf dem Heimweg leistete Kescherhilfe bei einem kugelrunden Karpfen mit 76 cm.
So hatte ich doch meinen Zielfisch – wenn auch auf Umwegen – erreicht.
Verfasser: Jürgen Herdt