Fischereiverein Burghausen e.V.

Der etwas andere Waller

 

 

Am 25. August fand unser traditionelles Nachtfischen am Wöhrsee Burghausen statt. Bereits in den vergangenen Jahren hatten immer wieder Geschichten zu Wallern im Wöhrsee die Runde gemacht. So entschlossen sich dieses Mal mehrere Vereinsmitglieder, mit Einbruch der Dunkelheit den Urianen nachzustellen und entweder auf Grund oder per Schwimmer ihre Köder auszulegen.

 

Gesagt, getan – auch an schönen Köderfischen herrscht ja im Wöhrsee kein Mangel. Der Fang gestaltete sich schon unterhaltsam. Ich ließ die Fische in meiner Fischerlbox im See schwimmen. Durch lautes Platschen sah ich mich genötigt, dort nach einiger Zeit nachzusehen. Welch ein Anblick: ein – untermassiger – Hecht meinte, dies sei seine persönliche Speisekammer und attackierte die Kunststoffbox. Leider für ihn ohne Erfolg.

 

Wenig später gab meine weiter draußen liegende Pose Gas. Auch hier fand sich ein Hechtlein (leider nicht die große Schwester) bereit, mein Fischerl zu vernaschen. Geht ja gut los, dachte ich mir. Neues Fischerl drauf – wieder ausgeworfen…

Zur Begeisterung der in der Nachbarschaft sitzenden Jungangler gab meine Pose nach einer halben Stunde wieder richtig Gas – der Bissmelder meldete sich lautstark. Jetzt war es wohl was Besseres?!

Ich wollte schon den Anhieb setzen – da stoppte die Schnur, die Pose tauchte auf. Was ist los, dachte ich mir? Nach dem Einholen bestand Klarheit. Ein Gourmet war am Werk. Hatte es doch der Kontrahent (Barsch oder Hecht) geschafft, den Köderfisch abzureißen ohne gehakt zu werden. Jetzt waren wir (ich und meine Zuschauer) etwas enttäuscht.

 

Aber nicht verzagen: neu auslegen war angesagt. Die Zeit verging, das Ende des Angelns um 23 Uhr rückte näher. Ich unterhielt mich mit unserem 2. Vorstand Anton Maier (er war als Kontrolleur unterwegs) über die möglichen Fehler, die uns den Fang eines Wallers verleidet hatten. Mit einem Schlag schrie mein 10 m entfernter Bißanzeiger um Hilfe, ich hetzte zur Angel und setzte den Anhieb.

Jetzt war es soweit, die Rute bog sich, die Rolle kreischte – mein Blutdruck stieg. Hatte ich doch bisher außer einem gerade maßigen Waller noch nie so einen Bartelträger gelandet. Zudem siehst Du ja beim Nachtfischen nichts, nicht wo der Fisch hingeht, ob in ein Hindernis oder was es ist.

Zu Anfang hatte ich keine Chance gegenzuhalten – ich konnte nur Schnur geben und hoffen.

 

Langsam, ganz langsam gelang es mir dann, gegenzuhalten, meinen Kontrahenten etwas näher zu pumpen und Schnur gutzumachen. Aber immer wieder legte er eine tolle Flucht hin und alle – zwischenzeitlich waren einige Angler als Zuschauer anwesend – waren wir uns einig – heute geht’s einem Wöhrsee-Waller an den Kragen. Der Drill zog sich, aber schließlich ging es ans Keschern.

 

Was glaubt Ihr, was im Kescher landete: Mir fielen fast die Augen aus dem Kopf – ein Karpfen mit 76 cm und ca. 9 kg, kugelrund und wohlgenährt – hatte sich in seiner Neugier offensichtlich zu nahe an das Fischchen rangemacht und direkt hinter dem Kopf am Rücken gehakt. Daher auch seine hochmotivierten Fluchtversuche! So war´s doch nichts mit dem Waller – aber immerhin war es auch ein Bartelträger, den ich erbeuten konnte – und zudem mein bisher größter Karpfen, wenn auch mit sehr unkonventionellem Köder gefangen. Wöhrsee und ihr Waller, ich komme wieder !

 

 

 

Petri Heil!

Martin Hinterwinkler