Fischereiverein Burghausen e.V.

Der Zander - ein echter Süßwasserbarsch

 

In der Literatur „Die Fischereiverhältnisse des Inn und Salzach“ des Oberösterreichischen Fischereivereins in Linz aus dem Jahr 1884 ist vermerkt, dass es zu dieser Zeit in der Salzach noch gar keine Zander gab. Die ursprüngliche Herkunft des Zanders ist der Osten und Norden Europas. Lucioperca lucioperca, so nannte Linne 1758 unseren heimischen Zander und nahm ihn unter diesem lateinischen Namen in die Nomenklatur auf.

Der Fisch hat noch weitere Synonymnamen und in Meyers Lexikon von 1871 wird er auch Sander, Hechtbarsch und Schill genannt. Durch Besatzmaßnahmen ist der größte im Süßwasser lebende Barschartige mittlerweile in ganz Mitteleuropa verbreitet.

 

Der Zander besitzt einen zugespitzten, langschnauzigen und etwas abgeflachten Kopf, dessen Mundspalte bis weit unter den Vorderrand der Augen reicht. Im Kiefer stehen viele kleine, kettelartig angeordnete Zähne, so genannte Hundszähne und dazwischen große Fangzähne. Sein gestreckter, spindelartiger Körper trägt relativ viele Schuppen. Seine Rückenflossen sind getrennt in den vorderen Teil mit Stachelstrahlen und den abgesetzten hinteren Teil mit Gliederstrahlen. Die Färbung des Rückens ist grünlich-grau und auch dunkel-oliv gebändert. Seine Seiten zeigen ein gelbliches Weiß mit metallischem Glanz, oft silbrig mit acht oder mehr dunklen, unregelmäßigen Querstreifen. Seine großen Augen irisieren grünlich, ähnlich Katzenaugen.

 

Der Zander liebt tiefe, aber auch flache Seen und Flüsse mit hartem Untergrund und geringer Strömung und stellt höhere Ansprüche an sein Wohngewässer als der Flussbarsch. Sauerstoffwerte unter 5 mg/l sind schlecht. Der stationäre Raubfisch bevorzugt sommertrübe Gewässer, meidet dichte Pflanzenbestände der Uferzonen und streift allein oder in kleinen Trupps im freien Wasser umher. Der Fisch hält sich tagsüber in der Nähe von Unterständen wie versunkenem Strauchwerk auf. In flacheren Lacken findet man ihn am Ufer vor Schilf oder Hochwasserdämmen wie in der Dreiecks- und der Mastenlacke am Innspitz. Die mittlere Länge des Zanders beträgt etwa 50 cm, in Ausnahmefällen wächst er in 15 bis 20 Jahren auf 120 bis 130 cm und erreicht dann ein Gewicht von 15 bis 18 Kg. Der Fisch zählt zu den echten Barschen und als gefräßiger Raubfisch frisst er kleine Weißfische, nimmt aber auch Würmer und Insektenlarven vom Boden.

 

Die laichreifen Fische suchen paarweise im April und Mai hartgründige Stellen in etwa 1 bis 3 m Tiefe an ruhigen Ufern auf. Bevorzugt neben Wurzelwerk und versunkenem Geäst legen sie Laichgruben an und polstern dieses Nest mit abgestorbenem Gestrüpp und versunkenen Pflanzenstückchen aus. Das Weibchen, das bis zu 200 000 Eier pro Kg Körpergewicht erzeugen kann, klebt diese in der Laichgrube einzeln oder in Klumpen an Pflanzenteilen fest. Bei 12 bis 15 Grad Celsius Wassertemperatur dauert die Entwicklung der eineinhalb mm großen Eier bis zum Schlupf der Larve etwa 1 Woche. Nach dem Laichen bewacht das Männchen das Gelege und schützt es vor Laichräubern und Verschlammung.

 

Im Waginger See konnte ich vor einer Schilfkante im etwa eineinhalb Meter tiefen, sehr klaren Wasser mehrere bewachte Nester vom Elektroboot aus erkennen. Die irisierenden Augen der Männchen hoben sich über dem dunklen Untergrund der Nester optisch gut ab. Interessehalber ließ ich einen hellen Kieselstein in eines der Nester sinken. Augenblicklich nahm der bewachende Fisch den ihn störenden Kiesel, der sich deutlich vom dunklen Untergrund abhob, mit seinem Maul auf und trug ihn aus dem Nest.

 

Die frisch geschlüpften, etwa 5 bis 6 mm großen Larven sind nach dem Aufzehren eines Teils ihres Dottersackes schwimmfähig und halten sich nahe der Wasseroberfläche auf, wo sie sich von tierischem Plankton ernähren. Bleibt die Wasserblüte aus, so können sich auch keine Zooplankter wie Hüpferlinge, Wasserflöhe und Rädertierchen entwickeln. Die heurige Brut verhungert und es fällt eine ganze Zandergeneration aus. Nach wenigen Monaten greift die heranwachsende Brut auch andere Fischarten an. In nahrungsreichen Gewässern werden die Männchen im Alter von 2 bis 4 Jahren bei 33 bis 37 cm Länge geschlechtsreif. Die Weibchen wachsen besser ab, werden aber erst im 3. bis 5. Jahr bei einer Länge von 40 bis 44 cm geschlechtsreif. Im weiteren Wachstum sind Gewichtszunahmen von 1 Kg/Jahr möglich. Dafür muss der Fisch aber mindestens 5 bis 6 Kg Kleinfische fressen.

 

Das Fleisch von Lucioperca ist weiß und sehr wohlschmeckend, weshalb ihm gern mit der Angel nachgestellt wird. Als fängige Köder gelten Twister, die mit verlockend tänzelnder Bewegung über den Gewässergrund geführt werden, wobei der Bleikopf immer wieder mal den Boden anstoßen darf, um ein verräterisches Staubwölkchen aufzuwirbeln. Zander nehmen nach Einbruch der Dunkelheit auch gerne tote Köderfischchen. Der Fisch beißt sehr vorsichtig und lässt beim geringsten Widerstand los, weshalb es gar nicht so leicht ist, ihn zu erbeuten. In Inn und Salzach und in deren Altwässer leben auch kapitale Zander.

 

So konnte vor einiger Zeit von einem Anglerkollegen in der Salzach ein 93 cm langer, 18 Pfund schwerer Zander überlistet werden. Für die Fangstatistik unseres Fischereivereins in Burghausen werden nur vereinzelte Zanderfänge gemeldet, obwohl diese vorsichtigen Stachelritter anwesend sind.

Nur wenige Angler können sich glücklich schätzen, einen dieser „Hechtbarsche“ über den Kescher führen zu können.

 

Günter Geiß