Fischereiverein Burghausen e.V.

Die Äsche, ein Fahnenträger

 

Unter dem lateinischen Namen Thymallus thymallus ordnete Linne 1758 die Europäische Äsche in die Nomenklatur der Fische ein. Sie lebt im Loir- und Rhonegebiet, auch im Donau- und Wolgagebiet bis zum schwarzen Meer und im Süden bis zum Plavko-See in Montenegro. Sie bevorzugt boreales und alpines Klima, meist zwischen 600 und 800 m Seehöhe, aber auch darunter und über 1000 m. Im Gefolge der letzten Eiszeit ist die Äsche aus Skandinavien nach Süden vorgedrungen. Ende des 19. Jahrhunderts war sie in den Flüssen Bayerns stärker vertreten als die Bachforelle.

 

Die Populationen können sich erheblich unterscheiden. So sind z.B. die nordbayerischen Äschen deutlich flacher ausgeprägt als die südbayerischen Populationen, die im Inn und der Salzach leben. Ihr Körper ist meist gestreckt, die Färbung des Rückens bräunlich, graugrün oder bläulichgrau. Die Flanken sind silbergrau bis messingfarben gefärbt, mit gelblichen Längsstreifen mit oft verstreuten runden schwarzen Flecken. Die Äsche hat einen relativ kleinen Kopf mit spitzer Schnauze. Die enge Mundspalte reicht bis zum vorderen Augenrand. Ihre Zähne sind klein, aber gut entwickelt. Die Seitenlinie ist vollständig ausgeprägt und am Körper befinden sich kleine Rundschuppen. Auffällig sind die nach vorne spitz zulaufenden, birnenförmigen Pupillen. Die Flossen sind beim Männchen größerentwickelt als beim Weibchen. Die Rückenflosse, die so genannte Äschenfahne, ist beim Männchen hoch und stark nach hinten ausgezogen, ist grau gefärbt, mit 4 bis 5 Reihen purpurner Augenflecken. Dahinter sitzt die kleine Fettflosse.

 

Die Äsche, ein strömungsliebender Kaltwasserfisch, bevorzugt raschfließende, kühle und sauerstoffreiche Gewässer wie Inn und Salzach, die nachweislich auch im Sommer nie über 17 Grad Wassertemperatur erreicht. Die Äsche ist ein Standfisch, bevorzugt 5 bis 6 m breite Bäche und auch kühle Flüsse mit wechselnder Wassertiefe und sandig-kiesigem Substrat. Die Fische stehen am Rand von tiefen Gumpen, hinter versunkenem Astwerk, unter überhängenden Uferpartien und in der Flussmitte. Von hier aus erbeuten sie an der Wasseroberfläche treibende Kleintiere und Anflugnahrung. Die Äschenbrut ist auf geringe Fließgeschwindigkeiten und Wassertiefen angewiesen. Junge Äschen dagegen bevorzugen flach überströmtes und strukturreiches Bodensubstrat, erwachsene Tiere tiefe Gewässerbereiche, wo sie Schwärme bilden. Wichtig für die Vermehrung ist ein hoher Anteil umlagerungsfähiges Bodensubstrat wie Grobkies, Feinkies und Sand. Eine ganze Region ist nach ihr benannt, die so genannte Äschenregion, wo sie als Leitfisch lebt.

 

Anders als etwa bei Bachforellen sucht die Äsche bei Gefahr keine Deckung unter Steinen und ist deshalb für Fressfeinde leichte Beute. Sie liebt Wasser unter 20 Grad Celsius und wird in Zukunft wahrscheinlich nur noch in Flüssen aus dem Gebirge anzutreffen sein, da in tieferen Gefilden die Fließgewässer immer wärmer werden. Anfang der 90er Jahre im 20sten Jahrhundert kam es im alpinen und voralpinen Bereich zu einem dramatischen Zusammenbruch der Äschenpopulation. Für den Rückgang werden verschiedene Faktoren verantwortlich gemacht, Veränderung des Bodensediments, Strukturarmut, Mangel an Laichplätzen, Zerstückelung von Lebensräumen durch Querverbauungen und hohe Temperaturen in den Sommermonaten. Die natürliche Reproduktion ist stark vermindert und im Rückzug begriffen, weshalb die Renaturierungsmaßnahmen unserer Flüsse weiter vorangetrieben werden müssen. Nur die flusstypische Geschiebedynamik ist in der Lage, die erforderlichen Merkmale zu erzeugen.

 

Die Äsche ist ein äußerst gefräßiger Kleintierfresser sowohl der Grundfauna als auch der Luftnahrung. Ihr Nahrungsspektrum beinhaltet Insektenlarven, Krebschen, Schnecken, Würmer sowie fliegende Insekten, die sie im Sprung erhaschen. In der Jugend besteht die Hauptnahrung auch aus Köcherfliegenlarven, Zuckmücken- und Kriebelmückenlarven, die sie von den Steinen des Flussbettes abweidet. Ausgewachsene Fische fressen auch gelegentlich Fischbrut, auch die eigene und kleine Fische wie Elritzen.

 

In unseren Flüssen tritt die Laichreife der Rogner meist Ende des 3. Lebensjahres und bei Milchnern ein Jahr früher ein. Die Laichwanderung fällt je nach Wetterlage und geografischer Breite in die Monate März bis Juni. Während dieser Zeit sind beide Geschlechter intensiv gefärbt. Die Rückenflosse erstrahlt in einem leuchtenden Violettrot, verziert mit grünen Längsstreifen. Alle Körperfarben sind nun etwas dunkler geworden und besitzen einen purpurfarbenen Glanz. Mit der auffällig gefärbten Fahne imponieren die Männchen den Weibchen und legen während des Laichvorgangs ihre Rückenflosse über den Rücken das Rogners. Die Äschen benötigen kiesiges Substrat als Laichgrund. Sie wandern dazu kurze Strecken bis wenige Kilometer stromaufwärts. Seichte Stellen und Kieserhebungen am Gewässergrund, wo sauerstoffreiches Wasser durch die Kieslücken gedrückt wird, werden bevorzugt. Sie schlagen im Gegensatz zu anderen Salmoniden keine Laichgruben. Zwischen den Männchen kommt es zu den üblichen Nebenbuhlerkämpfen, die aber nicht sehr heftig ausgetragen werden. Während der Abgabe von Laich und Samen wirbeln beide Partner mit kräftigen Schwanzschlägen Wasser und Boden auf. Eier und Samen werden so gut durchmischt und die klebrigen Eier kommen dadurch mit dem Bodensubstrat in Berührung, an dem sie haften bleiben. Danach werden sie mit Kies bedeckt. Weibchen legen 3000 bis 6000 3 bis 3,5 mm große Eier. In der Gefangenschaft tritt die Geschlechtsreife nicht ein. Die Entwicklung der Eier dauert ca. 2 bis 4 Wochen. Die ausschlüpfenden Larven verbergen sich zwischen und unter den Steinen des Laichplatzes. In wenigen Tagen ist der Dottersack aufgezehrt und sie verlassen dann ihre Verstecke und schwimmen auf der Suche nach Nahrung frei herum, bleiben aber in kleinen Schwärmen zusammen.

 

Die Jungfische tragen ein besonderes Jugendkleid und sind gekennzeichnet mit einer Reihe dunkler Tupfen längs der Seitenlinie. Ihre Wachstumsgeschwindigkeit ist abhängig vom Aufenthaltsort und Nahrungsangebot. Die verhältnismäßig schnellwüchsigen Fische werden im 1. Lebensjahr 8 bis 18 cm , im 2. 13 bis 30 cm lang. Die Äsche erreicht im Schnitt 40 bis 50 cm Länge bei einem Gewicht von 0,5 bis 1 Kg, in Ausnahmefällen 60 cm und darüber und dann bis 3 Kg . Große Äschen können 7 bis 14 Jahre alt sein. Die Äsche ist ein hervorragender Speisefisch und spielt wirtschaftlich nur in der Angelfischerei eine Rolle. Man züchtet sie nur für Besatzzwecke, da ihre Haltung wegen zu hoher Ansprüche zu schwierig ist.

 

Als ich meine erst Äsche in der Alz mit Nymphe fing, dachte ich, er wäre eine Barbe, so lebhaft kämpfte dieser Fisch. Kurz vor dem Keschern konnte ich ihre herrliche Fahne sehen. Nach dem Vermessen zeigte das Maßband 51 cm. Von einem hinzukommenden Anglerkollegen hörte ich ein langgezogenes „Ooooo“, was mich stutzig machte. Es wäre für eine Äsche ein großes Kaliber und kein alltäglicher Fang. Für mich, als ehemaliger Nasenangler war diese Größe eher normal, aber eben auf Nasen bezogen. Jetzt wusste ich, große Äschen gibt es seltener.

 

Übrigens, wie die Fangergebnisse zeigen, regeneriert sich die Äschenpopulation in Salzach und Inn ganz gut. Bleibt zu Hoffen, dass dieser Trend auch in den nächsten Jahren Bestand hat.

 

 

Günter Geiß